Samstag, 24. Oktober 2015

Tramunfall & erster Arztbesuch









































Nach unserem wöchentlichen Chinarestaurant-Besuch am Mittwoch der vierten Woche wussten wir nicht so recht, was wir tun sollten. Der Brasilianer-Italiener (ich nenn ihn hier auf dem Blog Brasitalo, sonst krieg ich ein Durcheinander mit den Personen und ihren Nationalitäten) ging zurück in seine Wohnung, weil er müde war und die Deutsche musste noch irgendwas arbeiten. Darum gingen der brasilianische Koch, mein Schweizer Kollege & die Kollegin, die Asiatin und ich Richtung Strand. Das Restaurant befindet sich am Ende der Avenue Jean Médecin und um zum Strand zu gelangen, muss man die ganze Strasse entlang laufen. Meine Schweizer Kollegin und ich liefen ein bisschen voraus und redeten. Wir waren gerade auf der Höhe des neuen H&Ms, als plötzlich ganz viele Leute zu schreien und das Tram zu hupen anfingen. Ich drehte mich um und sah, wie ein Mädchen vom Tram erfasst wurde. Auch wir schrien auf und drehten uns aber wieder um. "Nicht umdrehen, nicht umdrehen!", meinte meine Kollegin und wir starrten den Boden an. Ein paar Mal drehte ich mich aber dennoch um, konnte aber nichts mehr erkennen, da dort schon so viele Leute standen. Die anderen drei von unserer Gruppe kamen und sagten, sie hätten gesehen, wie ein verletztes Mädchen von den Gleisen wegkroch und ziemlich blutig, aber lebendig aussah. Da aber noch so viele Leute rumstanden und unters Tram guckten, dachten wir, dass das noch jemand anderes liegen würde - tot! Mir war total übel und meine Kollegin und ich fingen fast an zu weinen. Wir waren so geschockt. Der Tramverkehr stand still, die ganze Avenue Jean Médecin bewegte sich kaum noch und unendlich viele Polizei-, Feuerwehr- und Krankenautos kamen angefahren. Wir gingen dann in eine Bar, um uns zu beruhigen. Abends erfuhr ich dann online, dass "nur" das Mädchen verletzt worden war und keine zweite Person unter dem Tram lag. Oh mann! 









































Ich hatte leider diese ganze Woche lang immer wieder so komische Bauchschmerzen und keinen Appetit und am Donnerstagabend/Freitagmorgen war es dann total schlimm und ich machte mir natürlich extreme Sorgen (mach ich mir doch immer :P ). In der Pause am Freitagmorgen ging ich dann ins Sekretariat und wollte die deutsche Sekretärin fragen, wo ich hier am besten zum Arzt gehe. Doch von der Deutschen war nix zu sehen. Stattdessen war die andere Sekretärin da, eine Französin, die immer so böse schaut. Nennen wir sie hier Ella.
Ich ging also zu Ella und fragte sie, ob die Deutsche da wäre. Ich frage Ella immer, ob die Deutsche da ist, irgendwie tut sie mir leid, es ist ja nicht so, dass ich nicht mit ihr reden will, aber auf Deutsch geht das manchmal besser.
"Nein, sie ist nicht da."
"Nur jetzt nicht oder überhaupt nicht?"
"Überhaupt nicht."
"Merde..." (Ja, das ist mir so rausgerutscht, sorry not sorry!)
"Was ist denn los?"
"Ich glaub, ich muss zum Arzt."
Ich schilderte ihr kurz, was ich hatte, und sie schaute besorgt drein. Dann erklärte sie mir, wo der Arzt ist und wann er geöffnet hat.

Da es mir total mies ging, beschloss ich, nicht mehr in den Unterricht zurückzugehen, sondern direkt zum Arzt, der sich gegenüber der Schule befand, zu laufen. Meine Lehrerin (die strenge) liess mich natürlich gehen (muss sie ja auch^^) und sowieso waren alle total nett - in der Schweiz würden sie dich in der Schule sterben lassen, man darf auf keinen Fall den höchst wichtigen (*hust*) Unterricht verpassen. Nie mehr würde ich auch nur eine Schulstunde an meiner alten Schule haben wollen, never ever again!



Beim Arzt war ich zusammen mit einer Frau, die brutale Ohrenschmerzen hatte, im Wartezimmer. Wir redeten (hier reden alle so gerne) eine Weile und sie sagte mir, ich wäre sehr schön! Schon zwei Tage zuvor sagte eine aus meiner Klasse, ich wäre schön?!???!?? In der Schweiz sagt mir das nie jemand???? Wer Komplimente will, der soll nach Frankreich gehen! :D Der Arzt selber war aber ein Spacko und ich mochte ihn gar nicht. Immerhin verschrieb er mir dann Medikamente (die nicht wirklich halfen, aber egal, sie waren so richtig günstig!). Es regnete und ich wollte aber nicht zurück in den Unterricht, darum stand im im Eingangsbereich des Gebäudes rum. Dort traf ich auf Ella, die sich besorgt nach mir erkundigte. Ich dankte ihr dann noch für ihre Hilfe, ich hatte voll das schlechte Gewissen, dass ich nie mit ihr, sondern immer nur mit der Deutschen reden wollte :P Meine Leute und meine Lehrerin kamen dann eine halbe Stunde später auch runter und als sie mich sahen, waren sie alle total nett und wünschten mir eine gute Besserung! (So schlimm war es ja dann doch auch nicht, aber im Nachhinein ist das leicht gesagt.)



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