Der zweite Eintrag, den ich ohne Wlan schreibe. Das ist echt
langsam unerträglich hier! Donnerstags hab ich nachmittags einen ellenlangen
Spaziergang gemacht. Die ganze Promenade des Anglais, dann zum Hafen und alles
zurück bis in die Innenstadt (Monoprix – Babybel kaufen!). Vom Monoprix aus
nahm ich dann das Tram, um zurück nach Hause zu gehen, ich war echt k.o von dem
langen Spaziergang und dem schlechten Wetter. Ich hatte keine Lust, meine GM zu
sehen, was auch der Grund für meinen langen Ausflug bei schlechtem Wetter war.
Zuhause angekommen, eröffnete sie mir, dass sie ihr Schlafzimmer von Donnerstag
bis Sonntag an zwei deutsche Typen vermietet habe und sie selber in der Küche
schlafen werde. Die zwei Deutschen kamen dann, wir quatschten ein bisschen und schliesslich
ging die GM an ein Kirchenkonzert. Ich sass alleine in der Küche und ass das
grauenhafte Abendessen, bis die zwei Deutschen irgendwann in die Küche kamen.
Sie fragten mich, ob sie sich auch was kochen könnten, aber ich riet ihnen
davon ab. Ich wollte nicht wissen, wie meine GM darauf reagiert hätte. Als die
beiden ihre Zimmertür zumachten, merkten sie, dass diese keine Türfalle hatte
und sie ihren Schlüssel im Zimmer „eingeschlossen“ hatten. Wir machten uns also
auf die Suche nach Werkzeug und wurden nach einer Weile fündig. Die beiden
regten sich darüber auf, dass sie für nicht-existierendes Wlan gezahlt hätten
(oh ja, das verstehe ich sehr gut!) und gingen dann los, um zu essen und zu
feiern. Ich las noch mein Buch und machte ein paar DALF Übungen. Die sind
sauschwer, keine Ahnung, wie ich das Diplom im März schaffen soll. Wenn ich das
Zeugs so lese, habe ich stets das Gefühl, überhaupt kein Französisch zu können,
das ist echt deprimierend! Da ich vom komischen Wetter Kopfschmerzen hatte,
legte ich mich um 22:00 Uhr ins Bett und schlief gegen 23:00 ein. Ich weiss
nicht, ob ich schon mal erwähnt habe, dass man in dieser Wohnung alles hört.
Ich höre, was im Schlafzimmer der GM und im Badezimmer vor sich geht. Als die
Deutschen also um halb fünf nach Hause kamen, wurde ich von der Dusche und dem
Lachen wach und konnte nicht mehr schlafen. Das hat mich total wütend gemacht,
ich hatte ja schliesslich Unterricht am Morgen und nachmittags hatten wir einen
Ausflug geplant. Als ich das meiner GM erzählte, war sie nur erstaunt, dass man
alles so gut hören konnte und ihr grösste Sorge war, dass ich sie auch schon
mal gehört haben könnte (wobei??? Ich will es nicht wissen!!!). Jedenfalls
sagte sie, dass das ja nicht schlimm wäre wegen einer Nacht. „Halt die Klappe“,
hätte ich am liebsten gesagt, aber ich erwiderte nichts und ass meine
Reiswaffeln, die ich zum Frühstück kriege.
In der Schule schüttete ich dann wieder mal meiner Lehrerin
mein Herz aus (die ist sicher froh, dass sie jetzt eine Woche Urlaub hat und
mich nicht sehen muss – wobei sie mich ja jeden Morgen fragt, wie es mir geht!)
und erfuhr vom Sekretariat, dass man noch immer keine neue Familie für mich
gefunden hatte. Nachmittags fuhr ich mit meinen Schweizer Kollegen und der
Deutschen, die neu in der Klasse ist, nach Villefrance-sur-mer und das war so
ein genialer Nachmittag! Aber mehr dazu in einem separaten Post mit Fotos.
Meine Kamera hat den Geist aufgegeben = der Akku ist leer und das Ladegerät ist
noch unterwegs zu mir, aber da ich eh kein Internet habe, eilt es nicht mal so.
Abends eröffnete mit die GM, dass bei ihr das Internet gehen
würde. Ich versuchte, mich auch mit dem Netzwerk zu verbinden, aber es klappte
nicht, weil ich ein Passwort brauchte, das sie nicht hatte oder mir nicht geben
wollte, keine Ahnung. Jedenfalls war ich total angepisst und das hat sie wohl
gemerkt, weil sie mir anbot, ihren Laptop kurz zu benutzen, um meine Mails zu
checken. Ich habe abgelehnt. Meine Mails will ich nicht checken, ich will
Whatsapp, Instagram, Facebook, Blogspot und Youtube brauchen und meine Reise
planen und Infos für meine FMA zusammensuchen!!! Dafür brauch ich meine eigenen
Geräte. „Auf deinem Handy geht das
Internet auch wieder?“, fragte ich sie. „Ah ja, das funktioniert gut, das ist
ein separates Netzwerk, aber da kann ich dich nicht drauftun, ich weiss nicht,
wie das geht. Tut mir leid, aber du musst wohl ohne Internet auskommen“, meinte
sie und setzte sich wieder an ihr Gerät. Ich wäre so gerne ausgerastet und
hätte geschrien, dass in ihrem Haushalt ja eh nichts funktioniert, kein Essen,
kein Internet, keine gewaschene Wäsche, keine Ruhe, gar nix!
Als ich wütend den Raum verlassen wollte, fragte sie mich
noch, ob ich ihren Zettel gesehen hätte. Natürlich habe ich den gesehen, der
lag zusammen mit einem Müllsack auf meinem Zimmerboden. Darauf stand, dass ich
bitte alle meine Kassenzettel und Papierchen und Essensreste selber entsorgen
solle, da sie sonst in meinen Sachen wühlen muss und sie das nicht will. Am
liebsten hätte ich laut aufgelacht, denn in meinen Sachen wühlt sie ja sowieso.
Sie wirft ständig Sachen fort (z.B. eine Keksverpackung aus meinem Schrank, in
der noch Kekse waren), die ich noch gebraucht hätte und meine Kassenzettel, die
auf dem kleinen Tisch liegen, gehen sie einen Sch* an! Es ist ja wohl noch
erlaubt, darüber im Bilde zu sein, was man ausgegeben hat! Und mein Tagebuch
hat sie auch schon gelesen und zwar mehr als einmal. Ich schreibe auf
Französisch und Englisch und sie spricht ja diese beiden Sprachen. Naja, ich
wünsche ihr viel Spass beim Lesen, über sie steht nix drin. Sowieso steht nicht
so viel drin, weil ich immer busy oder müde bin und so gar nicht gross zum
Schreiben komme. Ausser auf dem Blog ;) Jedenfalls hab ich mein Tagebuch immer
wieder so „hergerichtet“, dass ich merke, ob da jemand dran war. Ich find das
einfach das Letzte! Und in meinem Müll wühlt sie auch ständig. Nix kann ich
wegschmeissen, ohne dass sie es kommentiert. Zum Kotzen ist das!
Um halb zehn konnte ich dann nicht mehr in die Küche (dort
waren Wasser und meine Babybels), weil die GM schlafen wollte. Angepisst ging
ich ins Bad, um mich vor der abendlichen Dusche abzuschminken. Da hörte ich,
wie die Deutschen die Wohnung betraten. Ich streckte den Kopf raus und fragte
den einen, ob es okay wäre, wenn ich jetzt dusche oder ob sie zuerst wollten.
„Nee, mach du ruhig, aber hey, kann man nicht mehr in die Küche?“, fragte mich
J., angehender Deutschlehrer aus Konstanz mit Champagner-Sucht. „Nee, die Frau
will jetzt da schlafen“, meinte ich nur und wir beide verdrehten die Augen. „Um
die Zeit? Ist ja räudig!“, meinte er. „Ist ja räudig“ ist sein Lieblingsausdruck
und er verwendet ihn in jedem zweiten Satz. „Kannst ja einfach mal
reinspazieren und dir holen, was du brauchst!“, meinte ich grinsend, aber er
winkte nur ab. „Nee, lass mal! Die hat uns heute schon aus der Küche
geschmissen, als wir dort einen Kaffee trinken wollten. Die spinnt! Aber hey,
du hast nicht zufälligerweise noch ein Glas und einen Flaschenöffner für uns?“
Ich verneinte. Da kam N., WiWi-Student, ebenfalls aus Konstanz, aus dem Zimmer
und fragte mich, ob ich ihnen einen guten Parkplatz empfehlen könnte. Konnte
ich leider nicht, dennoch luden sie mich für später in ihr Zimmer ein, um was
zu trinken. Da sass ich nun eine Viertelstunde später auf dem Bett von fremden
Deutschen, trank mit ihnen warmen Rosé aus Wassergläsern und futterte Babybels.
(Käse und Wein, sehr französisch, haha.) Ich sah furchtbar aus mit den nassen
Haaren, dem ungeschminkten Gesicht, einem komischen Pulli und den peinlichsten
Schlafanzughosen der Welt – da laden mich einmal Typen zu einem Glas Wein ein
und ich sehe aus wie ein Kleinkind! Naja, whatever, ich seh die eh nie mehr.
Das Glas und die Babybels hatte ich mir übrigens einfach aus der Küche geholt,
mir egal, was die GM davon hielt.
Villefranche-sur-mer |
villefranche je t'aime *-* |
Am nächsten Morgen konnte ich dann nicht frühstücken, weil
die GM ja immer tausend Stunden schläft und gegen 11:00 bin ich dann wütend in
die Stadt gefahren und hab mir ein glutenfreies Schokobrötchen gekauft. Sowieso
ernähre ich mich – abgesehen von dem Biofrass – sehr ungesund, aber was soll
ich machen :/ Nachmittags gings mit meinem Schweizer Kollegen und der Deutschen
nach Antibes, dazu auch mehr in einem separaten Post. Da mein Kameraakku leer
war und das Ladegerät noch nicht angekommen ist, hab ich mir eine Wegwerfkamera
gekauft, ich bin gespannt aufs Resultat! Als ich dann abends hungrig heimkam
(ich hatte so grosse Lust auf Nudeln mit Tomatensauce), gabs eine Tomate, zwei
Esslöffel Linsen und zwei Esslöffel Apfelmus. Sogar meine Katze Gina kriegt
mehr Futter, ich glaubs ja nicht!
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