Montag, 21. September 2015

Leben ohne Internet Teil 2

Der zweite Eintrag, den ich ohne Wlan schreibe. Das ist echt langsam unerträglich hier! Donnerstags hab ich nachmittags einen ellenlangen Spaziergang gemacht. Die ganze Promenade des Anglais, dann zum Hafen und alles zurück bis in die Innenstadt (Monoprix – Babybel kaufen!). Vom Monoprix aus nahm ich dann das Tram, um zurück nach Hause zu gehen, ich war echt k.o von dem langen Spaziergang und dem schlechten Wetter. Ich hatte keine Lust, meine GM zu sehen, was auch der Grund für meinen langen Ausflug bei schlechtem Wetter war.
 Zuhause angekommen, eröffnete sie mir, dass sie ihr Schlafzimmer von Donnerstag bis Sonntag an zwei deutsche Typen vermietet habe und sie selber in der Küche schlafen werde. Die zwei Deutschen kamen dann, wir quatschten ein bisschen und schliesslich ging die GM an ein Kirchenkonzert. Ich sass alleine in der Küche und ass das grauenhafte Abendessen, bis die zwei Deutschen irgendwann in die Küche kamen. Sie fragten mich, ob sie sich auch was kochen könnten, aber ich riet ihnen davon ab. Ich wollte nicht wissen, wie meine GM darauf reagiert hätte. Als die beiden ihre Zimmertür zumachten, merkten sie, dass diese keine Türfalle hatte und sie ihren Schlüssel im Zimmer „eingeschlossen“ hatten. Wir machten uns also auf die Suche nach Werkzeug und wurden nach einer Weile fündig. Die beiden regten sich darüber auf, dass sie für nicht-existierendes Wlan gezahlt hätten (oh ja, das verstehe ich sehr gut!) und gingen dann los, um zu essen und zu feiern. Ich las noch mein Buch und machte ein paar DALF Übungen. Die sind sauschwer, keine Ahnung, wie ich das Diplom im März schaffen soll. Wenn ich das Zeugs so lese, habe ich stets das Gefühl, überhaupt kein Französisch zu können, das ist echt deprimierend! Da ich vom komischen Wetter Kopfschmerzen hatte, legte ich mich um 22:00 Uhr ins Bett und schlief gegen 23:00 ein. Ich weiss nicht, ob ich schon mal erwähnt habe, dass man in dieser Wohnung alles hört. Ich höre, was im Schlafzimmer der GM und im Badezimmer vor sich geht. Als die Deutschen also um halb fünf nach Hause kamen, wurde ich von der Dusche und dem Lachen wach und konnte nicht mehr schlafen. Das hat mich total wütend gemacht, ich hatte ja schliesslich Unterricht am Morgen und nachmittags hatten wir einen Ausflug geplant. Als ich das meiner GM erzählte, war sie nur erstaunt, dass man alles so gut hören konnte und ihr grösste Sorge war, dass ich sie auch schon mal gehört haben könnte (wobei??? Ich will es nicht wissen!!!). Jedenfalls sagte sie, dass das ja nicht schlimm wäre wegen einer Nacht. „Halt die Klappe“, hätte ich am liebsten gesagt, aber ich erwiderte nichts und ass meine Reiswaffeln, die ich zum Frühstück kriege.

In der Schule schüttete ich dann wieder mal meiner Lehrerin mein Herz aus (die ist sicher froh, dass sie jetzt eine Woche Urlaub hat und mich nicht sehen muss – wobei sie mich ja jeden Morgen fragt, wie es mir geht!) und erfuhr vom Sekretariat, dass man noch immer keine neue Familie für mich gefunden hatte. Nachmittags fuhr ich mit meinen Schweizer Kollegen und der Deutschen, die neu in der Klasse ist, nach Villefrance-sur-mer und das war so ein genialer Nachmittag! Aber mehr dazu in einem separaten Post mit Fotos. Meine Kamera hat den Geist aufgegeben = der Akku ist leer und das Ladegerät ist noch unterwegs zu mir, aber da ich eh kein Internet habe, eilt es nicht mal so.
Abends eröffnete mit die GM, dass bei ihr das Internet gehen würde. Ich versuchte, mich auch mit dem Netzwerk zu verbinden, aber es klappte nicht, weil ich ein Passwort brauchte, das sie nicht hatte oder mir nicht geben wollte, keine Ahnung. Jedenfalls war ich total angepisst und das hat sie wohl gemerkt, weil sie mir anbot, ihren Laptop kurz zu benutzen, um meine Mails zu checken. Ich habe abgelehnt. Meine Mails will ich nicht checken, ich will Whatsapp, Instagram, Facebook, Blogspot und Youtube brauchen und meine Reise planen und Infos für meine FMA zusammensuchen!!! Dafür brauch ich meine eigenen Geräte.  „Auf deinem Handy geht das Internet auch wieder?“, fragte ich sie. „Ah ja, das funktioniert gut, das ist ein separates Netzwerk, aber da kann ich dich nicht drauftun, ich weiss nicht, wie das geht. Tut mir leid, aber du musst wohl ohne Internet auskommen“, meinte sie und setzte sich wieder an ihr Gerät. Ich wäre so gerne ausgerastet und hätte geschrien, dass in ihrem Haushalt ja eh nichts funktioniert, kein Essen, kein Internet, keine gewaschene Wäsche, keine Ruhe, gar nix!


Als ich wütend den Raum verlassen wollte, fragte sie mich noch, ob ich ihren Zettel gesehen hätte. Natürlich habe ich den gesehen, der lag zusammen mit einem Müllsack auf meinem Zimmerboden. Darauf stand, dass ich bitte alle meine Kassenzettel und Papierchen und Essensreste selber entsorgen solle, da sie sonst in meinen Sachen wühlen muss und sie das nicht will. Am liebsten hätte ich laut aufgelacht, denn in meinen Sachen wühlt sie ja sowieso. Sie wirft ständig Sachen fort (z.B. eine Keksverpackung aus meinem Schrank, in der noch Kekse waren), die ich noch gebraucht hätte und meine Kassenzettel, die auf dem kleinen Tisch liegen, gehen sie einen Sch* an! Es ist ja wohl noch erlaubt, darüber im Bilde zu sein, was man ausgegeben hat! Und mein Tagebuch hat sie auch schon gelesen und zwar mehr als einmal. Ich schreibe auf Französisch und Englisch und sie spricht ja diese beiden Sprachen. Naja, ich wünsche ihr viel Spass beim Lesen, über sie steht nix drin. Sowieso steht nicht so viel drin, weil ich immer busy oder müde bin und so gar nicht gross zum Schreiben komme. Ausser auf dem Blog ;) Jedenfalls hab ich mein Tagebuch immer wieder so „hergerichtet“, dass ich merke, ob da jemand dran war. Ich find das einfach das Letzte! Und in meinem Müll wühlt sie auch ständig. Nix kann ich wegschmeissen, ohne dass sie es kommentiert. Zum Kotzen ist das!

Um halb zehn konnte ich dann nicht mehr in die Küche (dort waren Wasser und meine Babybels), weil die GM schlafen wollte. Angepisst ging ich ins Bad, um mich vor der abendlichen Dusche abzuschminken. Da hörte ich, wie die Deutschen die Wohnung betraten. Ich streckte den Kopf raus und fragte den einen, ob es okay wäre, wenn ich jetzt dusche oder ob sie zuerst wollten. „Nee, mach du ruhig, aber hey, kann man nicht mehr in die Küche?“, fragte mich J., angehender Deutschlehrer aus Konstanz mit Champagner-Sucht. „Nee, die Frau will jetzt da schlafen“, meinte ich nur und wir beide verdrehten die Augen. „Um die Zeit? Ist ja räudig!“, meinte er. „Ist ja räudig“ ist sein Lieblingsausdruck und er verwendet ihn in jedem zweiten Satz. „Kannst ja einfach mal reinspazieren und dir holen, was du brauchst!“, meinte ich grinsend, aber er winkte nur ab. „Nee, lass mal! Die hat uns heute schon aus der Küche geschmissen, als wir dort einen Kaffee trinken wollten. Die spinnt! Aber hey, du hast nicht zufälligerweise noch ein Glas und einen Flaschenöffner für uns?“ Ich verneinte. Da kam N., WiWi-Student, ebenfalls aus Konstanz, aus dem Zimmer und fragte mich, ob ich ihnen einen guten Parkplatz empfehlen könnte. Konnte ich leider nicht, dennoch luden sie mich für später in ihr Zimmer ein, um was zu trinken. Da sass ich nun eine Viertelstunde später auf dem Bett von fremden Deutschen, trank mit ihnen warmen Rosé aus Wassergläsern und futterte Babybels. (Käse und Wein, sehr französisch, haha.) Ich sah furchtbar aus mit den nassen Haaren, dem ungeschminkten Gesicht, einem komischen Pulli und den peinlichsten Schlafanzughosen der Welt – da laden mich einmal Typen zu einem Glas Wein ein und ich sehe aus wie ein Kleinkind! Naja, whatever, ich seh die eh nie mehr. Das Glas und die Babybels hatte ich mir übrigens einfach aus der Küche geholt, mir egal, was die GM davon hielt.
Villefranche-sur-mer

villefranche je t'aime *-*
Am nächsten Morgen konnte ich dann nicht frühstücken, weil die GM ja immer tausend Stunden schläft und gegen 11:00 bin ich dann wütend in die Stadt gefahren und hab mir ein glutenfreies Schokobrötchen gekauft. Sowieso ernähre ich mich – abgesehen von dem Biofrass – sehr ungesund, aber was soll ich machen :/ Nachmittags gings mit meinem Schweizer Kollegen und der Deutschen nach Antibes, dazu auch mehr in einem separaten Post. Da mein Kameraakku leer war und das Ladegerät noch nicht angekommen ist, hab ich mir eine Wegwerfkamera gekauft, ich bin gespannt aufs Resultat! Als ich dann abends hungrig heimkam (ich hatte so grosse Lust auf Nudeln mit Tomatensauce), gabs eine Tomate, zwei Esslöffel Linsen und zwei Esslöffel Apfelmus. Sogar meine Katze Gina kriegt mehr Futter, ich glaubs ja nicht! 

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