Montag, 21. September 2015

Leben ohne Internet Teil 1

Da das Wlan hier schon wieder nicht funktioniert, schreib ich diesen Text in einem Word-Dokument und kopiere ihn dann auf meinen Blog, wenn das Internet wieder läuft. (Hoffentlich bald, ich muss meine Reise planen… aber dazu später mehr ;))








Am Samstag hab ich mich mittags mit meiner Schweizer Kollegin getroffen und wir haben beim Chinese Fast Food Takeaway gegessen (dort hab ich in den letzten Tagen eigentlich fast immer gegessen). Dann liefen wir zum Bahnhof, weil sie sich noch über Bustickets informieren musste. Danach liefen wir zum Strand und erkundeten auf dem Weg dahin einige Viertel, die wir noch nicht kannten. Am Strand trafen wird dann auf weitere Kolleginnen und Kollegen: Eine Italienerin (ich mag die voll gerne und wenn sie Französisch spricht, erinnert sie mich total an Dalida), ein Deutscher (aus meiner Klasse) und eine Asiatin (die ist extrem witzig). Die drei mussten aber erst noch essen und so blieben meine Kollegin und ich zuerst alleine am Strand. Wir waren sehr müde und genossen die Sonne. Als die anderen dann zurückkamen, hatten wir extrem viel Spass und ich musste so sehr lachen, dass mir die Tränen kamen. „You’re a funny girl, Larissa“, sagte die Italienerin und meinte auch, dass ich italienisch aussehe. Meine Schweizer Kollegin stimmte ihr zu. Naja, ich kanns nicht so beurteilen, aber ganz falsch ist es wohl nicht :D Wir blieben am Strand, bis der Wind zu kalt wurde und dann liefen wir zum Place Masséna, wo wir uns von der Italienerin verabschieden mussten, da es ihr letzter Tag war. So schade, ich kannte sie zwar erst einige Tage, aber wir haben uns total gut verstanden! Zum Glück gibt es Facebook! Am Abend war ich dann total glücklich und hatte ganz heisse Wangen vom Wind, aber ich mag das.








Am Sonntag ging es mir nicht wirklich gut und bis jetzt hält das an. Die meisten wissen ja, was los war/ist.  Am Morgen wurde ich von einem heftigen Gewitter geweckt. Es hat geschüttet wie aus Kübeln, unglaublich! Und ohrenbetäubender Donner und enorm viele Blitze hielten mich dann vom Weiterschlafen ab. Einmal knallte es so laut, dass ich beinahe einen Herzstillstand hatte :D Jedenfalls funktioniert seither das Internet nicht, was mich extrem nervt. Ich stand dann auf, um zu Monoprix zu gehen, weil der sonntags nur bis 12:00 geöffnet hat. Dort kaufte ich Snacks und ging zurück zur Wohnung meiner GM, wo ich ein Buch (es war so eine Art Reiseführer, der schon so alt ist wie ich, haha) über die Côte d’Azur, die Provence und all die Ortschaften hier unten las. Dann kam mir eine gute Idee, zu der ich nachher noch mehr sagen werde. Ich war sehr müde vom Wetterwechsel und musste mich richtig aufraffen, um zum McDonalds zu gehen. Dort holte ich mir was zum Mitnehmen und ass beim Place Masséna. Danach guckte ich mir noch kurz einen enormen H&M an, bevor es dann ins Kino ging. Ich war zum ersten Mal alleine im Kino, fand das aber gar nicht mal so schlecht. „Le tout nouveau testament“ hiess der Film. Er ist vom gleichen Regisseur wie „Le Huitième Jour“ und beinhaltet deswegen auch typische „Stilmittel“ des Regisseurs. Es war ein schöner Film, ich musste oft lachen und mit der Zeit fiel mir gar nicht mehr auf, dass der Film nicht auf Deutsch war. Ich glaube, ich werde hier noch öfters ins Kino gehen. Danach wollte ich noch nicht nach Hause und ging ans Meer, obwohl es verdammt windig war. Der Abend war dann katastrophal, aber das wissen ja eh alle schon.






Am Montagmorgen hatte ich frei, aber weil es mir nicht gut ging, beschloss ich, zum Schulsekretariat zu gehen und mit ihnen über die Probleme mit meiner GM zu sprechen. Nach dem Gespräch ging es mir immerhin seelisch schon ein bisschen besser und ich ging an den Strand, wo ich mich sonnte und zu faul war, meine FMA-Lektüre zu lesen. Mittags gings dann nochmals zum Chinesen und dann hatte ich bei meiner Lieblingslehrerin Unterricht. Ich mag sie soooo gerne, sie ist echt toll und als ich ihr von meiner GM erzählt hatte, mussten wir alle so lachen. Ich konnte kaum noch sprechen vor Lachen und mir kamen die Lachtränen. Weil ich kaum geschlafen hatte, war ich etwas überdreht und musste ständig lachen. Ich sass in der hintersten Reihe zusammen mit meinem Schweizer Kollegen, dem brasilianischen Anwalt und dem brasilianischen Koch und wir lachten uns stundenlang immer wieder schlapp. Es war herrlich, so lachen zu können.

Diese Hundehaufen auf der Strasse machen mich echt wahnsinnig. Ständig muss ich aufpassen, dass ich meinen Fuss nicht in Kacke versenke! Am Freitag habe ich was echt Skurriles gesehen: Ein Hundehaufen mit einer Sonnenbrille drin! What the hell? Ich will nicht wissen, wie das passiert ist :P
Apropos Strasse: Hier heisst es, man solle nicht über die Tramgleise laufen. Kein Schwein hält sich daran (ich auch nicht mehr), aber ab und zu muss man dann zusehen, wie jemand vom Boden aufgesammelt werden muss (hab bisher nur einen Leichensack gesehen und das hat mir gereicht). Aber Verkehrsregeln scheinen hier nicht zu existieren und ja, ich wäre schon ein paar Mal beinahe plattgefahren worden.

Komische Leute gibt es hier auch seehr viele (gut, die gibt’s überall :D). Da wäre beispielsweise die betrunkene Frau, die Zigarettenstummel sammelte und dabei fast vom Tram erfasst wurde. Der Mann, der neben mir an der Tramstation sass, gab ihr dann eine richtige Zigarette. „Schlimm ist das hier in Frankreich“, meinte er zu mir.




Am Sonntagabend hab ich mir beim chinesischen Takeaway was geholt und stand an der Kasse an. Neben mir eine Französin mit ihrer kleinen Tochter. Da fing eine Frau in der Warteschlange auf einmal an, Fluchwörter herumzuschreien. Offenbar hatte sie das Gefühl, dass sich ein Mann und dessen Frau (beides russische Touristen) vorgedrängt hatten. Jedenfalls schrie sie rum wie eine Irre. Der alte Chinese hinter der Theke, der bestimmt zwei Köpfe kleiner war als die Aggrofrau, meinte nur „Madame, Madame, calmez-vous“, aber sie brüllte einfach weiter und beschimpfte die Russin als Nutte. Die Französin, die neben mir stand, meinte nur: „Typisch alte Leute. Peinlich ist das!“
Auf dem Nachhauseweg verpasste ich dann mein Tram und da es Sonntag war und das Tram nur ca. dreimal pro Stunde fuhr, musste ich den ganzen weiten Weg laufen. Kaum wird es dunkel, wimmelt es von Obdachlosen auf der Strasse, die „Madame, s’il vous plaît“ rufen. Eine ist mir schon oft aufgefallen, immer sitzt sie mit ihrem Kind an derselben Stelle. Gestern sprach sie mich auch wieder an und weil sie mir so leid tat, sagte ich ihr, dass ich ihr eine Flasche Wasser geben könne. Geld allerdings würde ich ihr keines geben. Sie war total erfreut, dass ich ihr helfen wollte und nahm die Wasserflasche dankend an. „Je suis très malade“, meinte sie hustend, als ich ihr meine Flasche in die Hand drückte. Schlimm, sowas zu sehen… Die Leute tun mir so leid, vor allem ihr Baby, das bei diesen Temperaturen nachts draussen sein muss.

Im Tram hat es auch immer wieder schräge Leute. Heute sass mir ein Junge gegenüber, der sich von einer fremden Frau mit Delfintattoos seine Mathehausaufgaben erklären liess. Und im Abteil gegenüber sass ein Mann, der die ganzen Fahrgäste ansprach und eine Zigarette haben wollte. In der Schweiz gibt es das nicht; alles, was man in den ÖV zu fremden Personen sagt, ist: „Isch do no frei?“








Und zum Schluss noch etwas zum Stichwort „Reisen“: Immer wieder fragten mich Leute aus der Schule, ob ich denn auch rumreisen werde und ich verneinte stets. Als ich gestern dann diesen speziellen Reiseführer anguckte, kam mir eine Idee: Ich könnte mit dem Geburtstagsgeld, das ich von meiner Grossmutter bekommen habe, einen Weekendtrip machen. Ich hab ja praktisch drei Tage Wochenende; von daher lässt sich das gut einrichten. Nun ist die Frage: Wohin? Richtung St-Raphaël und St-Tropez, ins Hinterland von Nizza und Menton oder nach Italien? In der Schule bieten sie einen zweitägigen Ausflug nach Cinque Terre an und ich würde da so so gern hingehen. Nach Cinque Terre wollte ich schon immer mal, aber der Spass kostet 220 Euro – ohne Mahlzeiten und Co! Daher werde ich lieber selber einen Ausflug machen, nach Cinque Terre kann ich auch noch, wenn ich wieder in der Schweiz wohne. Wenn ich wieder Internet habe, stelle ich mir eine Reiseroute zusammen und werde wahrscheinlich in einigen Wochen ein Weekend in der Nähe von St-Tropez verbringen – und zwar alleine! Ich sehe jetzt schon meine Eltern vor mir, wie sie die Stirn runzeln vor dem Laptop. Tja, abhalten könnt ihr mich nicht ;) Ihr seid zu weit weg und ausserdem bin ich doch schon gross, erwachsen vernünftig und mir wird sicher nix passieren. Don’t worry, I know what I’m doing! Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf. Sobald ich mehr weiss, werde ich hier was darüber schreiben.

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