Da das Wlan hier schon wieder nicht funktioniert, schreib
ich diesen Text in einem Word-Dokument und kopiere ihn dann auf meinen Blog,
wenn das Internet wieder läuft. (Hoffentlich bald, ich muss meine Reise planen…
aber dazu später mehr ;))
Am Samstag hab ich mich mittags mit meiner Schweizer
Kollegin getroffen und wir haben beim Chinese Fast Food Takeaway gegessen (dort
hab ich in den letzten Tagen eigentlich fast immer gegessen). Dann liefen wir
zum Bahnhof, weil sie sich noch über Bustickets informieren musste. Danach
liefen wir zum Strand und erkundeten auf dem Weg dahin einige Viertel, die wir
noch nicht kannten. Am Strand trafen wird dann auf weitere Kolleginnen und
Kollegen: Eine Italienerin (ich mag die voll gerne und wenn sie Französisch
spricht, erinnert sie mich total an Dalida), ein Deutscher (aus meiner Klasse)
und eine Asiatin (die ist extrem witzig). Die drei mussten aber erst noch essen
und so blieben meine Kollegin und ich zuerst alleine am Strand. Wir waren sehr
müde und genossen die Sonne. Als die anderen dann zurückkamen, hatten wir
extrem viel Spass und ich musste so sehr lachen, dass mir die Tränen kamen.
„You’re a funny girl, Larissa“, sagte die Italienerin und meinte auch, dass ich
italienisch aussehe. Meine Schweizer Kollegin stimmte ihr zu. Naja, ich kanns
nicht so beurteilen, aber ganz falsch ist es wohl nicht :D Wir blieben am
Strand, bis der Wind zu kalt wurde und dann liefen wir zum Place Masséna, wo
wir uns von der Italienerin verabschieden mussten, da es ihr letzter Tag war.
So schade, ich kannte sie zwar erst einige Tage, aber wir haben uns total gut
verstanden! Zum Glück gibt es Facebook! Am Abend war ich dann total glücklich
und hatte ganz heisse Wangen vom Wind, aber ich mag das.
Am Sonntag ging es mir nicht wirklich gut und bis jetzt hält
das an. Die meisten wissen ja, was los war/ist.
Am Morgen wurde ich von einem heftigen Gewitter geweckt. Es hat
geschüttet wie aus Kübeln, unglaublich! Und ohrenbetäubender Donner und enorm
viele Blitze hielten mich dann vom Weiterschlafen ab. Einmal knallte es so
laut, dass ich beinahe einen Herzstillstand hatte :D Jedenfalls funktioniert
seither das Internet nicht, was mich extrem nervt. Ich stand dann auf, um zu
Monoprix zu gehen, weil der sonntags nur bis 12:00 geöffnet hat. Dort kaufte
ich Snacks und ging zurück zur Wohnung meiner GM, wo ich ein Buch (es war so
eine Art Reiseführer, der schon so alt ist wie ich, haha) über die Côte d’Azur,
die Provence und all die Ortschaften hier unten las. Dann kam mir eine gute
Idee, zu der ich nachher noch mehr sagen werde. Ich war sehr müde vom
Wetterwechsel und musste mich richtig aufraffen, um zum McDonalds zu gehen.
Dort holte ich mir was zum Mitnehmen und ass beim Place Masséna. Danach guckte
ich mir noch kurz einen enormen H&M an, bevor es dann ins Kino ging. Ich
war zum ersten Mal alleine im Kino, fand das aber gar nicht mal so schlecht.
„Le tout nouveau testament“ hiess der Film. Er ist vom gleichen Regisseur wie
„Le Huitième Jour“ und beinhaltet deswegen auch typische „Stilmittel“ des
Regisseurs. Es war ein schöner Film, ich musste oft lachen und mit der Zeit
fiel mir gar nicht mehr auf, dass der Film nicht auf Deutsch war. Ich glaube,
ich werde hier noch öfters ins Kino gehen. Danach wollte ich noch nicht nach
Hause und ging ans Meer, obwohl es verdammt windig war. Der Abend war dann
katastrophal, aber das wissen ja eh alle schon.
Am Montagmorgen hatte ich frei, aber weil es mir nicht gut
ging, beschloss ich, zum Schulsekretariat zu gehen und mit ihnen über die
Probleme mit meiner GM zu sprechen. Nach dem Gespräch ging es mir immerhin
seelisch schon ein bisschen besser und ich ging an den Strand, wo ich mich
sonnte und zu faul war, meine FMA-Lektüre zu lesen. Mittags gings dann nochmals
zum Chinesen und dann hatte ich bei meiner Lieblingslehrerin Unterricht. Ich
mag sie soooo gerne, sie ist echt toll und als ich ihr von meiner GM erzählt
hatte, mussten wir alle so lachen. Ich konnte kaum noch sprechen vor Lachen und
mir kamen die Lachtränen. Weil ich kaum geschlafen hatte, war ich etwas
überdreht und musste ständig lachen. Ich sass in der hintersten Reihe zusammen
mit meinem Schweizer Kollegen, dem brasilianischen Anwalt und dem
brasilianischen Koch und wir lachten uns stundenlang immer wieder schlapp. Es
war herrlich, so lachen zu können.
Diese Hundehaufen auf der Strasse machen mich echt
wahnsinnig. Ständig muss ich aufpassen, dass ich meinen Fuss nicht in Kacke
versenke! Am Freitag habe ich was echt Skurriles gesehen: Ein Hundehaufen mit
einer Sonnenbrille drin! What the hell? Ich will nicht wissen, wie das passiert
ist :P
Apropos Strasse: Hier heisst es, man solle nicht über die
Tramgleise laufen. Kein Schwein hält sich daran (ich auch nicht mehr), aber ab
und zu muss man dann zusehen, wie jemand vom Boden aufgesammelt werden muss
(hab bisher nur einen Leichensack gesehen und das hat mir gereicht). Aber
Verkehrsregeln scheinen hier nicht zu existieren und ja, ich wäre schon ein
paar Mal beinahe plattgefahren worden.
Komische Leute gibt es hier auch seehr viele (gut, die
gibt’s überall :D). Da wäre beispielsweise die betrunkene Frau, die
Zigarettenstummel sammelte und dabei fast vom Tram erfasst wurde. Der Mann, der
neben mir an der Tramstation sass, gab ihr dann eine richtige Zigarette.
„Schlimm ist das hier in Frankreich“, meinte er zu mir.
Am Sonntagabend hab ich mir beim chinesischen Takeaway was
geholt und stand an der Kasse an. Neben mir eine Französin mit ihrer kleinen
Tochter. Da fing eine Frau in der Warteschlange auf einmal an, Fluchwörter
herumzuschreien. Offenbar hatte sie das Gefühl, dass sich ein Mann und dessen
Frau (beides russische Touristen) vorgedrängt hatten. Jedenfalls schrie sie rum
wie eine Irre. Der alte Chinese hinter der Theke, der bestimmt zwei Köpfe
kleiner war als die Aggrofrau, meinte nur „Madame, Madame, calmez-vous“, aber
sie brüllte einfach weiter und beschimpfte die Russin als Nutte. Die Französin,
die neben mir stand, meinte nur: „Typisch alte Leute. Peinlich ist das!“
Auf dem Nachhauseweg verpasste ich dann mein Tram und da es
Sonntag war und das Tram nur ca. dreimal pro Stunde fuhr, musste ich den ganzen
weiten Weg laufen. Kaum wird es dunkel, wimmelt es von Obdachlosen auf der
Strasse, die „Madame, s’il vous plaît“ rufen. Eine ist mir schon oft
aufgefallen, immer sitzt sie mit ihrem Kind an derselben Stelle. Gestern sprach
sie mich auch wieder an und weil sie mir so leid tat, sagte ich ihr, dass ich
ihr eine Flasche Wasser geben könne. Geld allerdings würde ich ihr keines
geben. Sie war total erfreut, dass ich ihr helfen wollte und nahm die Wasserflasche
dankend an. „Je suis très malade“, meinte sie hustend, als ich ihr meine
Flasche in die Hand drückte. Schlimm, sowas zu sehen… Die Leute tun mir so
leid, vor allem ihr Baby, das bei diesen Temperaturen nachts draussen sein
muss.
Im Tram hat es auch immer wieder schräge Leute. Heute sass
mir ein Junge gegenüber, der sich von einer fremden Frau mit Delfintattoos
seine Mathehausaufgaben erklären liess. Und im Abteil gegenüber sass ein Mann,
der die ganzen Fahrgäste ansprach und eine Zigarette haben wollte. In der
Schweiz gibt es das nicht; alles, was man in den ÖV zu fremden Personen sagt,
ist: „Isch do no frei?“
Und zum Schluss noch etwas zum Stichwort „Reisen“: Immer
wieder fragten mich Leute aus der Schule, ob ich denn auch rumreisen werde und
ich verneinte stets. Als ich gestern dann diesen speziellen Reiseführer
anguckte, kam mir eine Idee: Ich könnte mit dem Geburtstagsgeld, das ich von
meiner Grossmutter bekommen habe, einen Weekendtrip machen. Ich hab ja
praktisch drei Tage Wochenende; von daher lässt sich das gut einrichten. Nun
ist die Frage: Wohin? Richtung St-Raphaël und St-Tropez, ins Hinterland von
Nizza und Menton oder nach Italien? In der Schule bieten sie einen zweitägigen
Ausflug nach Cinque Terre an und ich würde da so so gern hingehen. Nach Cinque
Terre wollte ich schon immer mal, aber der Spass kostet 220 Euro – ohne
Mahlzeiten und Co! Daher werde ich lieber selber einen Ausflug machen, nach
Cinque Terre kann ich auch noch, wenn ich wieder in der Schweiz wohne. Wenn ich
wieder Internet habe, stelle ich mir eine Reiseroute zusammen und werde
wahrscheinlich in einigen Wochen ein Weekend in der Nähe von St-Tropez
verbringen – und zwar alleine! Ich sehe jetzt schon meine Eltern vor mir, wie
sie die Stirn runzeln vor dem Laptop. Tja, abhalten könnt ihr mich nicht ;) Ihr
seid zu weit weg und ausserdem bin ich doch schon gross, erwachsen vernünftig
und mir wird sicher nix passieren. Don’t worry, I know what I’m doing! Ich
freue mich jedenfalls schon sehr darauf. Sobald ich mehr weiss, werde ich hier
was darüber schreiben.
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