Mittwoch, 9. September 2015

Ankunft in Nizza

Mademoiselle hat endlich Internet und einen Adapter! Hallelujah! Ich bin total kaputt (wahrscheinlich vom warmen Wetter), aber ich will jetzt unbedingt einen Blogeintrag schreiben!! Damit das ganze nicht zu lange wird, teile ich die verschiedenen Tage in Einträge ein (ich hoffe, das macht Sinn, ich hab jetzt schon Mühe mit Deutsch, haha).

Am Sonntag ging es endlich los. Mein Flieger sollte Zürich um 12:55 verlassen, aber wir hatten eine Verspätung von ca. einer halben Stunde. Es war brutal kalt im Flugzeug und ich war richtig heftig aufgeregt. Ich bin zuvor noch nie alleine geflogen und war deshalb froh, dass ich es überhaupt bis in den Flieger geschafft hatte! Ursprünglich hätte ich einen Fensterplatz gehabt, aber da ich eh nie aus dem Flugzeugfenster schaue (allein der Gedanke daran verursacht bei mir Gänsehaut), hab ich das dann "umgebucht". Ich sass neben einer Asiatin, welche die ganze Zeit total gechillt drauf war. Die hat während dem Start gelesen, als wären wir in einem Zug - wie machen andere Leute sowas??? Ich sass da, hypernervös, zwanzigtausend Kaugummis in mich reinstopfend und "Stan" von Eminem in voller Lautstärke hörend, und versuchte, mich irgendwie zu beruhigen. "Du bist 20, chill mal, andere Leute fliegen nonstop alleine", sagte ich mir. Als wir dann "endlich" starteten, hatte ich das Gefühl, einen Miniherzinfarkt zu kriegen und ich rechnete jeden Moment damit, ohnmächtig zu werden. Ich glaube, ich hab irgendwie zehntausendmal "oh mein Gott, oh mein Gott" gemurmelt, haha :D Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte meine Sitznachbarin, die in aller Ruhe ihr Buch las, gefragt, ob ich ihre Hand halten könnte hahaha :D Als wir die Flughöhe erreicht hatten, fing ich an, mich zu entspannen und konnte den Flug richtig geniessen. Ich bin sehr stolz auf mich, ich hätte nicht gedacht, dass ich das alles so gut überstehe. Nach der Landung fuhr uns ein Bus zum Flughafen und mein Koffer kam als einer der ersten an :) Ich hatte weiterhin Glück und konnte gleich ein Taxi nehmen (schweineteuer, will gar nicht wissen, was die Fahrt in der Schweiz gekostet hätte).

Bei meiner Gastmutter gabs dann erstmal Erdbeersorbet. Sie eröffnete mir nach wenigen Minuten, dass mein Zimmer noch an einen Typen vermietet war und ich darum auf dem Sofa schlafen müsse. Das fand ich nicht so prickelnd. Meine GM drückte mir dann noch eine Karte in die Hand und erklärte mir einige wichtige Orte und Wege. Dann wollte sie wissen, ob ich einen Spaziergang machen wolle. Ich sagte zu, bat sie aber darum, mitzukommen, weil ich keine Ahnung hatte, wie man von ihrem Quartier zum Place Masséna kommt. Den Place Masséna und die Avenue Jean Médecin kannte ich schon von den Impulswochen. Wir liefen also gemeinsam los und sie warnte mich vorm Verkehr und dem unsauberen Boden. Was den Verkehr anbelagt:
Rote Ampel: Die Autos rasen rum und die Fussgänger laufen quer über die Strasse.
Grüne Ampel: Genau das gleiche!
Man muss hier echt aufpassen, die Füsse der Franzosen scheinen auf dem Gaspedal zu kleben und sie sind offenbar rot-grün-blind. Ständig wird man beinahe über den Haufen gefahren.
Apropos Haufen: Der Boden ist voller Hundekacke, widerlich!
Auf dem Weg in die Innenstadt traf meine GM noch zwei Freundinnen, die mich gleich auffrassen abknuschten und begrapschten  mir in die Wange kniffen. Französinnen halt ;D

Die GM zeigte mir dann noch eine Kirche und redete total viel über Kunstgeschichte und Religion und ich hatte keinen Plan, was ich darauf hätte antworten sollen, denn mir fehlte schlichtweg das Wissen! In der Nähe des Place Masséna liess sie mich dann alleine und sagte, ich solle mir die Schule anschauen gehen. Wer mich gut kennt, der weiss, dass ich keinen guten Orientierungssinn habe und keine Karten lesen kann. Völlig verzweifelt stand ich bei der Fontäne rum und hätte am liebsten geheult, weil ich mich so alleine gelassen fühlte. Irgendwie fand ich die Schule dann doch noch, zu meinem Glück befindet sie sich die Schule in der Nähe vom Monoprix und ich konnte mich noch daran erinnern, wo dieser sich befindet.

Da ich nicht zu meiner GM zurücklaufen wollte, beschloss ich, mit dem Tram zu fahren. Das war nicht so einfach, wie ich zuerst dachte. Der Ticketautomat schluckt nämlich nur Münzen - und ratet mal, was ich hatte: Ja genau, nur Noten! Also lief ich in den erstbesten Supermarkt und kaufte eine Flasche Wasser und  Chips - 1.20 Euro Rückgeld. Erleichtert lief ich zurück zur Tramstation und stellte dort aber fest, dass ein Ticket 1.50 Euro kostet! Genervt ging ich ins Nice Etoile (ein Einkaufscenter) und wollte Geld wechseln - Fehlanzeige! Verzweifelt kaufte ich dann irgendwo eine Dose Ice Tea und hatte endlich genügend Kleingeld. Hallelujah! Ich kaufte ein Ticket und dann kam das nächste Hindernis: In welche Richtung muss ich fahren? Ich musste gefühlte tausend Personen fragen, bis ich eine Antwort bekam. Als ich an meiner Station dann ausstieg, verlief ich mich im Quartier und meine Stimmung war im Keller.

Bei der GM gabs Linsen und Bohnen zum Abendessen und sie liess mich um neun Uhr alleine in der Küche, wo das Sofa stand, zurück, da sie ihr Zimmer an ein russisches Pärchen vermietet hatte. Ich hatte Hunger, war müde, überfordert, genervt (das Wlan ging nicht!! Und ein SMS kostet 50 Rappen...) und wollte wieder zurück in die Schweiz. Mein Bett aka das Sofa war so eng und unbequem und als ich mich auf die andere Seite drehte, fiel eine Tischlampe um und landete 2cm neben meinem Gesicht. Insgesamt hab ich dann nur etwa 4 Stunden geschlafen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen